Publikationen & Kritik

„Du schickst mir deine Gedichte, ich schick dir meine. Zweisprachige Lyriklesungen in Eislingen“

Zum 20-jährigen Jubiläum der Reihe „Zweisprachige Lyriklesungen“ publizierte der Kunstverein Eislingen in Kooperation mit der Stadt diesen Band. Er versammelt Gedichte im Original und in Übertragungen ausgewiesener literarischer ÜbersetzerInnen, die an den Lesungsabenden (getragen von Volkshochschule und Stadtbücherei) vorgestellt wurden. Ein Essay von Tina Stroheker über die von ihr initiierte und durchgeführte Veranstaltungsreihe informiert über das Making Of, beeindruckende Statements der muttersprachlichen LesungspartnerInnen und eine Auflistung aller Abende geben einen vielschichtigen Einblick in ein ziemlich einmaliges literarisches Projekt.

 

 

 

 

 „Lyrik gilt als abgehoben und wenig alltagstauglich. Umso ungewöhnlicher mag es erscheinen, eine Begegnung zwischen verschiedenen Kulturen ausgerechnet mit Gedichten bewerkstelligen zu wollen, noch dazu in einer Kleinstadt wie Eislingen. Die Schriftstellerin Tina Stroheker hat das Experiment gewagt.[…] Der Band enthält nicht nur wunderschöne Gedichte aus aller Welt. Er bezeugt auch, dass Lyrik den Boden bereiten kann für ein besseres Verständnis zwischen den Kulturen […]. So interessant wie die Gedichte selbst, sind die Geschichten, die sich um die zweisprachige Lesereihe ranken.“

(Sabine Riker, „Eine Sprache über alle Erdteile hinweg“. In: Stuttgarter Zeitung, 21. 4. 2010)

 

 

Stimmen von Beteiligten:

                                  

Abdullatif Alkatut:

„Es war mir nicht nur eine große Ehre und Freude, mit Tina Stroheker diese deutsch-arabische Lesung zu halten, es war auch eine Möglichkeit, daß beide Kulturen einen kleinen Schritt näher aufeinander zugehen konnten.“

 

Gabriele Glang:

„Als gebürtige amerikanische Lyrikerin war für mich der Einstieg in die ‚literarische Szene’ der Region über Tina Strohekers Literarische Werkstatt Göppingen ein Glücksfall. Trotz Zweisprachigkeit seit meiner frühesten Kindheit lernte, studierte, arbeitete und schrieb ich bis 1990 in englischer Sprache. Dann zog ich nach Geislingen und gründete eine Familie. In dem sprachlichen Zwitschgidürli, in dem ich mich damals befand, musste ich mich über das Übersetzen meiner eigenen Texte sowie der Gegenwartslyrik erst in die ‚literarische’ deutsche Sprache hineinfinden. Die zweisprachige Lyriklesung in Eislingen markierte für mich einen Wendepunkt – da war plötzlich eine Brücke zwischen dem Englisch-schreibenden Ich und dem Deutsch-schreibenden Ich.“

 

Roxana Oszkiel:

„Wenn man seine Heimat nur mit dem Allernötigsten und ohne Identität verlassen hat, ist man geneigt, am neuen Ort bescheiden und zurückgezogen zu leben, ja nicht aufzufallen. Man merkt nach kurzer Zeit, daß im Gegensatz zu dem, was man in der Schule gelernt hat, die alte Heimat und die eigene Muttersprache fast unbekannt sind, und man denkt, so muß es sein. Und dann kommt Tina Stroheker und interessiert sich für die Poesie in rumänischer Sprache … Ich fing an, mich in Eislingen daheim zu fühlen!!!“

 

Teresa Weller:

„Am Telefon meinte Tina: ‚Es wäre schön, Jimenez’ ‚Falter aus Licht’ auch auf Spanisch vorzutragen.’ Ich hatte Gelegenheit, meine Lieblingslyriker in ein ‚kleines Nest’ (ich bin aus Madrid!) zu bringen. Obwohl dieser Bereich der Literatur nicht meine starke Seite ist, sondern die Grammatik, freute mich das. Mich überraschte, wie schnell die Verse der Poeten in meiner Erinnerung zurück kamen, aber …: Wo finde ich den ‚Romancero Gitano’ in deutscher Sprache, für meinen Lorca und für Tina?’ – fragte ich. In diesem ‚Nest’! – dachte ich.  Wir saßen im Erdgeschoss von Tinas Haus. Ohne etwas zu sagen, sprang sie vom Stuhl auf, lief die Treppe hinauf und rief: ‚Hier ist es!’ In der Madrider Nationalbibliothek hätte es niemand so schnell finden können. Der Lesungsabend war dann sehr gemütlich, man hörte kaum das Atmen der Besucher, das zarte Licht des Schmetterlings erleuchtete uns.“

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